Jede Aussage enthält auch einen Teil Selbst-Offenbarung. Unabhängig davon, was Du einem anderen Menschen mitteilen möchtest, Du teilst ebenso etwas über Dich mit.

Nach Friedemann Schulz von Thun enthält eine Nachricht immer 4 Botschaften parallel. In diesem Artikel erfährst Du, was es mit dem sog. „Selbstoffenbarungs-Ohr“ auf sich hat und wie es Dein Leben bereichern wird. Wie es Dir hilft, mit stressigen Situationen besser klar zu kommen. Wie Du mit Deinen Mitmenschen wertschätzender umgehen kannst.

Angenommen jemand sagt Dir etwas, das sich im ersten Moment nicht gut anfühlt und Dich ziemlich auf die Palme bringt:

  • Dein Chef sagt in diesem Ton – ja, du weißt schon, welcher Ton – zu Dir: „Schade, dass Du das anscheinend noch nicht an der Uni gelernt hast.“
  • Deine Freundin sagt: „Das (besser: Du bist) ist ja wohl das Letzte!“, weil Du immer die Klopapierrolle aufbrauchst und den Halter nicht nachbestückst.
  • Deine Mutter sagt, sobald Du zur Tür herein kommst: „Schön, dass Du Dich auch endlich mal wieder blicken lässt.

Oder, oder, oder… finde selbst ein passendes Beispiel für Dich.

Du hast nun die Möglichkeit, das einfach so zu hören und aus dem Bauch heraus darauf zu reagieren. Dich zu ärgern. Oder sogar auch etwas anklagendes, enttäuschtes, verärgertes zu erwidern. Was wahrscheinlich dazu führt, dass der oder die andere Person erneut ähnlich darauf reagiert und so weiter und so fort.

Oder, Du machst einen auf Selbstoffenbarung

Das ist rational betrachtet relativ einfach. Emotional hingegen kann dieses „auf Selbstoffenbarung machen“ anfangs eine ordentliche Herausforderung sein. So geht’s:

In jeder der oben genannten Beispiele steckt eine Information über denjenigen, der es gesagt hat.

  • Dein Chef ist möglicherweise gerade enttäuscht (berechtigt oder nicht berechtigt) und nicht in der Lage, Dir diese Enttäuschung auf adäquate Weise zu sagen – Er kann es nicht!
  • Die aufgebrachte Partnerin (oder auch der Partner) ist wegen der ihr unangenehmen Situation auf der Toilette emotional aufgebracht – er / sie ist peinlich berührt und/oder verärgert und findet keine anderen Worte!
  • Deine Mutter drückt mit Ihrer Formulierung vergangene Enttäuschung mit aktueller Freude gemeinsam aus – Das auseinander zu halten hat sie vielleicht nie gelernt.

Wie Du mit der Selbstoffenbarung Stress vermeidest

Nehmen wir einmal an, oben stehende oder ähnliche Aussagen können Dich zur rechten Zeit einmal auf die Palme bringen. Dann können sie das nur, wenn Du sie NICHT auf dem Selbstoffenbarungs-Ohr hörst. Probier doch folgendes einmal aus:

Sobald Du merkst, eine Aussage trifft Dich:

  • Zähle innerlich bis 3
  • und denke für Dich: Was gibt mein Gegenüber mit seiner Aussage über sich Preis? Was – nebenbei bemerkt – zunächst nichts mit Dir zu tun hat.
  • Egal, wie bodenlos oder unverschämt die Aussage auch klingen mag, sie zeigt Dir sehr viel über den Zustand, das Innenleben und die Art und Weise, wie Dein er oder sie gerade so drauf ist.
  • Und jetzt kommt der Clou: nimm genau diese Information mit Dank an – anstelle der Unverschämtheit oder Frechheit, die du hörst – die gehört nämlich zu ihm/ihr und nicht zu Dir.

Du wirst sehen, wenn Du das kannst, wirst Du ganz anders reagieren. Du kannst in eben diesen Situationen Souveränität und Leichtigkeit empfinden, weil Du etwas über die andere Person gelernt hast. Du wirst den Elan und die Ruhe gewinnen, entsprechendes Verständnis aufzubringen oder die Situation in Ruhe aus Deiner Perspektive schildern zu können.

Probier es 99 Mal aus, beim 100. Mal klappt es sicher.

Noch ein Tipp, für den gelungenen Start: Es lohnt sich, anfangs im Nachhinein so über Situationen nachzudenken und für das nächste Mal im stillen Kämmerlein zu üben.

Dank Dir für Deine Zeit,

Gerald

P.S.: Glaub keines meiner Worte und nimm alles, was Du zu brauchen glaubst.